Wer das Wort Biene hört, denkt meist an die Honigbiene. Doch allein im Naturpark Obst-Hügel-Land wurden 96 Wildbienenarten nachgewiesen. Dass es in Österreich fast 690 Arten gibt, ist kaum bekannt. Dazu gehören die Hummeln, Pelz-, Zottel-, Sand- und Seidenbienen und eine Vielzahl von kleinen und unscheinbaren Arten, die leicht mit Fliegen oder Wespen verwechseln werden können.
In den letzten Jahrzehnten wird ein dramatischer Rückgang der Wildbienen in ganz Europa verzeichnet. Und das obwohl Wildbienen eigentlich recht anspruchslos sind: Sie brauchen ein ausreichendes Blütenpflanzenangebot mit Pollen und Nektar zum Fressen und für die Larvenaufzucht, geeignete Nistmöglichkeiten sowie Material zum Nestbau. Doch in unserer Agrarlandschaft mangelt es vielerorts genau daran. Große Probleme bereiten den Bienen insbesondere der Einsatz von Pestiziden (z.B. Neonicotinoide, Glyphosat), die fortschreitende Versiegelung von Böden, die „Bereinigung“ der Landschaft (Monokulturen, wenig strukturreiche Gebiete, häufige Mahd, Überdüngung, Verlust von Rainen und echten Brachen etc.), sterile Gärten (Schottergärten, Rasenmäherroboter, Thujen,..) aber auch der Klimawandel. Bienen und viele andere Insekten finden nicht mehr genug Nahrung und Nistplätze. Der Mangel an Blüten (vor allem zwischen Juni und Ende August) erschwert es staatenbildenden Wildbienenarten erfolgreich Kolonien aufzubauen. Auch solitär (allein) lebende Arten, die nur im Sommer aktiv sind, können nicht überleben. Wildbienen brauchen ein kontinuierliches Blütenangebot von März bis Oktober. 2015 untersuchte die Weltnaturschutzunion die europaweite Situation der Wildbienenarten und kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Fast jede zehnte Wildbienenart ist in Europa vom Aussterben bedroht; weitere 5 Prozent stehen kurz davor. Auch die Bestandstrends sind alarmierend: Bei rund 8 Prozent der Arten gehen die Bestände zurück, 13 Prozent sind noch stabil und nur die Bestände von 0,7 Prozent der Arten zeigen eine positive Entwicklung. In Österreich ist mehr als die Hälfte der Wildbienenarten bedroht.
Ab Mitte der Neunzigerjahre stellten Imker ein zunehmendes Sterben ganzer Bienenvölker fest. Seitdem hat sich auch die Situation für die Honigbienen kontinuierlich verschlechtert. In Österreich ist die Zahl der Honigbienenvölker von 1995 bis 2015 um rund ein Viertel (über 100.000 Bienenvölker) zurückgegangen. Die Imker haben mit einer Reihe von Herausforderungen zu tun, u.a. auch der Varroamilbe.
Wildbienen gehören neben den Schwebfliegen zu den wichtigsten Bestäubern. Sie sichern aber nicht nur die Ernteerträge, sondern auch die Vielfalt und das Überleben unzähliger Wildpflanzen. Viele Wildbienenarten bestäuben im Laufe des Jahres unterschiedliche Blütenpflanzen, manche sind auf eine Pflanzenart spezialisiert. Und eine ganze Reihe anderer Tiere, wie zum Beispiel einige Schlupf- und Goldwespen, Käfer, Fliegen oder Vögel, sind wiederum auf Wildbienen angewiesen. Mit den Wildbienen gehen auch ihre Bestände zurück. Durch die anhaltende Zerstörung der Lebensräume vieler Wildbienenarten bedrohen wir nicht nur eine faszinierende Insektengruppe. Wir setzen die vielleicht wichtigsten Arten unserer Ökosysteme aufs Spiel!
Beim Bienenschutz kann jede/r etwas beitragen. Sei es indirekt durch das individuelle Konsumverhalten oder direkt im eigenen Garten. Die Landwirtschaft spielt beim Bienenschutz eine Schlüsselrolle. Aber auch Gartenbesitzer können ihren Beitrag leisten. Weitläufige Obstgärten, kleine Hausgärten, begrünte Terrassen oder Dächer und andere private Grünräume können mit einfachen Mitteln zu naturnahen Lebensräumen umgestaltet werden. Die Grundregeln dafür lauten: Mut zur Unordnung, keine Pestizide, wenig düngen, Artenreichtum an Blütenpflanzen (am besten heimisch), Blütenpflanzen die ganze Saison über, Nistplätze, Brutplätze und Winterquartiere für Tiere bereitstellen. Die folgenden konkreten Tipps lassen sich mit wenig Aufwand umsetzen. Mit gutem Beispiel vorangegangen ist die Samareiner Jägerschaft: Unter dem Motto "Nicht nur reden - sondern auch handeln" haben sich Peter Kreuzinger und Markus Schallerböck zu einem Pilotprojekt der Jägerschaft St. Marienkirchen/P. entschlossen und auf einer ca. 600 m2 großen Fläche eine Blumenwiese angelegt. Nähere Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier. Auch Andrea Bernauer und Sylvia Boubenicek, zwei leidenschaftliche Hobbygärtnerinnen aus St. Marienkirchen/P. setzen sich aktiv für den Bienenschutz ein. Sie haben eine Infobroschüre gestaltet mit Tipps, wie man den Garten bienenfreundlich gestalten kann. Die Broschüre können Sie hier downloaden!
„Wild ist gut“: Kurz gemähte Rasenflächen (vielleicht sogar mit dem Mähroboter) sind wie Wüsten für Bienen und andere Insekten. Lassen Sie ein paar wilde Ecken in Ihrem Garten. Sie können auch Wildblumenwiesen anlegen oder aufkommen lassen. Nicht alles auf einmal mähen: Optimal ist eine „gestaffelte“ Mahd, um nicht auf einmal den ganzen Lebensraum der Bienen zu zerstören. Besonders bienen- und umweltfreundlich ist das Mähen mit der Sense. Tipp: Das Mähgut ein paar Tage liegen lassen, damit die Samen ausfallen können und dann abtransportieren um Nährstoffe zu entziehen. Gehölze pflanzen: Weidenbäume sind beispielsweise im Vorfrühling eine gute Nahrungsquelle. Diese werden in den folgenden zwei bis drei Monaten von der Obstblüte abgelöst. Danach sollten gezielt Spätsommerblüher gesetzt werden, welche von Juli bis August ihre Blütezeit haben (z.B. Heckenrosen, Linden). Ab September stellt der Efeu eine wichtige Nektarquelle für Wildbienen und andere Insekten dar. Verwenden Sie heimische Pflanzenarten statt exotischer Zierpflanzen, am besten von REWISA-zertifizierten Betrieben. Tipps, wie man eine Blumenwiese anlegt, erhalten Sie in diesem Infoblatt.
Ungemähte bracheähnliche Bereiche mit mehrjährigen Stängelstrukturen. z.B. von Königskerze oder Disteln, helfen den Wildbienen sehr. Da die Bienenbrut erst im darauffolgenden Jahr schlüpft, müssen diese Strukturen über zwei Jahre erhalten bleiben. Gut besonnte Totholzstrukturen mit liegenden oder stehenden Stämmen oder Baumstrünken: In den Käferfraßgängen können Wildbienen ihre Nester anlegen. Aber nicht nur Bienen benötigen ausreichend Totholz, sondern auch eine Vielzahl an anderen Insekten. Lückige Bodenstellen: Ziehen Sie einfach die Rasennarbe und den Humus ab. Aber auch Maulwurfshügel oder mit Sand befüllte Pflasterfugen dienen Wildbienen als Lebensraum.
Grundsätzlich sind natürliche Nistmöglichkeiten effizienter als künstliche Nisthilfen. Wenn Sie eine „Wildbienennisthilfe“ oder ein „Insektenhotel“ bauen bzw. aufstellen, bitte auf die Qualität und die richtige Bauweise achten (siehe link unten) und an einem sonnigen Platz aufstellen. Insektenhotels bringen nur dann etwas, wenn auch die umgebende Landschaft bienenfreundlich ist. Je näher Nahrungspflanzen sind desto besser.
Gerade in einer Obst- und Naturparkregion ist die Förderung von bestäubenden Insekten ein wichtiges Anliegen. Deshalb setzen sich die beiden Naturpark-Gemeinden Scharten und St. Marienkirchen/P. aktiv für den Bienenschutz und Artenvielfalt ein und wurden am 2. Juli 2019 vom damaligen Umwelt-Landesrat Rudi Anschober im Biologie-Zentrum Linz als „Bienenfreundliche Naturparkgemeinden“ ausgezeichnet.
Welche Maßnahmen im Naturpark Obst-Hügel-Land noch geplant sind bzw. bereits umgesetzt wurden, das erfahren Sie auf unserer Projektseite!