"Weiterflattern" - Schmetterlinge im Naturpark

2021 und 2022 widmen wir uns verstärkt den Schmetterlingen im Naturpark Obst-Hügel-Land. Schmetterlinge stellen mit rund 170.000 bekannten Arten eine der größten Insektengruppen unserer Erde. Tagaktive Schmetterlinge sind nicht nur ein wahrer Augenschmaus, sondern auch gute Bioindikatoren für Lebensräume. Auf artenreichen Streuobstwiesen sind besonders viele Falter anzutreffen.

Von den etwa 4.000 heimischen Schmetterlingsarten sind viele stark gefährdet. Verschwinden sie, hat dies gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem, denn sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen und ihre Raupen sind essentielle Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten vor allem bei der Jungenaufzucht. Darüber hinaus sind Schmetterlinge sehr gute Bioindikatoren und geben Aufschluss über den Zustand eines bestimmten Lebensraumes. Der derzeitige rapide Artenverlust zeigt uns deutlich, wie wichtig Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen für artenreiche Habitate und Tierarten sind.

Vier Projektbereiche

Das neue zweijährige NaturparkSchmetterlingsprojekt „Weiterflattern“ umfasst vier wesentliche Bereiche:

(1) Wissenschaftliche Kartierung des Schmetterlingsinventars auf ausgewählten (Streuobst)-Wiesen; der Schwerpunkt liegt bei Tagfaltern, es werden aber auch Nachtfalter erhoben.

(2) Schmetterlingsbeobachtung durch BewohnerInnen und BesucherInnen („Citizen Science“): Sichtungen können auf der Plattform naturbeobachtung.at eingetragen werden. Auf die fleißigsten MelderInnen sowie die schönsten Fotos warten attraktive Preise!

(3) Schmetterlinge in der Schule: u.a. Weiterbildungsangebot für LehrerInnen, Unterrichtseinheiten und -materialien, Wanderausstellung, Schmetterlingsbroschüre, Kreativprojekt, Anlage von Schmetterlingsflächen

(4) Öffentlichkeitsarbeit: Exkursionen, Gartenvortrag, Bereitstellung von speziellen Saatgutmischungen, Info-Blätter, Social Media Aktivitäten, Modellanlage eines Schmetterlingsgartens

Erste Ergebnisse

2021 wurden neun Wiesenflächen in St. Marienkirchen und Scharten in Hinblick auf tagaktive Schmetterlinge untersucht. Dabei konnten 44 Arten nachgewiesen werden, von denen 30 zu den Tagfaltern und 14 zu den tagaktiven Nachfaltern zählen. Insgesamt wurden 1718 Individuen beobachtet. Auf zwei Flächen wurden auch die Nachtfalter erhoben, hier stehen die Ergebnisse jedoch noch aus. 

Die Intensivierung der Landwirtschaft stellt die Schmetterlinge auf eine harte Probe. Die frühen und häufigen Mahdzeiten sowie starke Düngung und Pestizideinsatz rauben den Schmetterlingen Nahrungsquellen und Lebensraum. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei der laufenden Erhebung. Intensiv genutzte, mehrschnittige Wiesenflächen mit hohem Gräser- und geringem Blütenanteil bieten kaum ein Lebensumfeld für Schmetterlinge, weshalb auf solchen Flächen nur wenige Falter gefunden werden konnten.

Weitere Maßnahmen

2022 werden die wissenschaftlichen Kartierungsarbeiten weitergeführt und abgeschlossen. Darüber hinaus wird zum Beispiel mit Kindern der Volksschule St. Marienkirchen ein Kreativprojekt zum Thema durchgeführt, eine Schmetterlingsbroschüre für Kinder wird erarbeitet und zum Download auf der Homepage des Naturparks bereitgestellt, außerdem findet eine Schmetterlingsexkursion für Schul- und Naturpädagog:innen statt.

Tipps für einen schmetterlingsfreundlichen Garten

Wer etwas für Schmetterlinge im eigenen Garten tun möchte, sollte diesen möglichst naturnah gestalten. Ein paar Dinge gibt es dabei zu beachten, damit sich die bunten Gaukler wirklich wohlfühlen und dauerhaft einfinden.

  • Heimische Wildblumen und Gehölze pflanzen: z.B. Kartäusernelke, Taubenskabiose, Acker-Witwenblume, Flockenblumen, Natternkopf, Tüpfeljohanniskraut, Wilder Majoran, Weiße Lichtnelke, Leimkraut, Salweide, Schlehdorn, Faulbaum
  • Nektarangebot vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst schaffen: für den Frühling etwa Blaustern, Schlüsselblume oder Salweide pflanzen; für den Herbst z.B. Purpur-Fetthenne oder Disteln.
  • Wenn exotische Pflanzen, dann bitte ungefüllte Blüten. Sie verfügen meist über mehr Nektar und bieten leichteren Zugang zur Nahrung.
  • Auch an Raupen-Futterpflanzen denken: Im Gegensatz zu den Faltern interessieren sich die Raupen nicht für Nektar, sondern haben es auf Blätter einheimischer Pflanzen abgesehen. Meist sind sie sehr wählerisch und ernähren sich nur von bestimmten Pflanzen. So lebt die Raupe des Schwalbenschwanzes auf der Wilden Möhre oder der Petersilie, Raupen von Schachbrett und Ochsenauge ernähren sich von Gräsern.
  • Platz für wilde Ecken schaffen: Hier finden Brennnesseln und Disteln ihren Platz, auf denen sich die Raupen und Falter vom Kleinen Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral, C-Falter, Distelfalter und Landkärtchen tummeln. 
  • Überwinterungsplätze bereit halten: Falllaub unter Sträuchern liegen lassen, Reisighaufen aufschichten; hier können Puppen oder manchmal sogar ein Schmetterling wie der Zitronenfalter überwintern. Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs freuen sich über ein geschütztes Plätzchen in Geräteschuppen oder auf Dachböden, das sie im Frühling wieder verlassen können.

Die Begleitung des Projektes übernehmen Mag. Gudrun Fuß und Julia Kropfberger (Naturschutzbund OÖ).