Aufgrund der flächendeckenden Intensivierung der Landwirtschaft nahmen die Kiebitz-Bestände in Europa seit den 1980er Jahren um mehr als die Hälfte ab. Zuerst hat der Kiebitz sich von den früher bevorzugten Feuchtwiesen auf Ackergebiete als Nistplätze umgestellt. Seit Jahren bringt er jedoch in den meisten Brutgebieten zu wenige Jungvögel hoch. Seine Bestandszahlen sinken dadurch rasch, auch in Oberösterreich. Um dem Kiebitzsterben rechtzeitig entgegen zu wirken, also nicht erst dann, wenn es zu spät ist, weil letzte, einzelne Paare viel weniger Bruterfolg haben als Brutkolonien, startete Anfang 2016 ein Kiebitz-Schutzprojekt im Naturpark Obst-Hügel-Land. Hier kamen im Jahr 2013 rund 40 bis 50 Paare vor, die größeren Kolonien in den Ortschaften Leppersdorf (Scharten) und Eben (St. Marienkirchen/Polsenz).
Gemeinsam mit BirdLife Österreich und der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich wurde ursprünglich ein 2-jähriges Projekt (2016 und 2017) ausgearbeitet, das auf 5 Jahre (bis 2020) ausgedehnt wurde und letztendlich bis 2022 weitergeführt wurde.
Die zentralen Projektziele waren:
Das Projekt umfasste eine Reihe von Maßnahmen:
Im Kiebitz-Schutzprojekt wurden jenen Landwirten, die Äcker mit Kiebitz-Kolonien bewirtschaften, von der Abteilung Naturschutz des Landes Oö. Förderungen angeboten, um den Kiebitzen zu einem höheren Bruterfolg zu verhelfen. Im Wesentlichen ging es darum, zur Brutzeit von Mitte März bis Ende Mai Teilflächen so zu bewirtschaften bzw. mit der Bewirtschaftung auszusetzen, dass mehr Gelege ausgebrütet werden und die Küken danach bessere Überlebenschancen haben.
Nach einem gemeinsamen Startprojektworkshop im November 2015 wurden im Februar 2016 direkte Gespräche mit den Flächenbewirtschaftern geführt. Die Bereitschaft der Bauern bei gewissen Maßnahmen mitzumachen und fördertechnische Rahmenbedingungen standen im Mittelpunkt dieser Hofbesuche. Parallel dazu arbeitete das Projektteam gemeinsam mit der Abteilung Naturschutz Förderpakete aus. Die Mehrzahl der geplanten Maßnahmen sollten im Rahmen des ÖPUL („Regionaler Naturschutzplan“) abgewickelt werden, z.B. Kiebitz-Inseln als Ackerstilllegung, auf bewirtschafteten Ackerflächen oder als Sommergetreide, Kiebitz-Zeitfensterflächen in Acker-Sommerkulturen. Es gab jedoch auch Maßnahmenpakete für Nicht-ÖPUL bzw. UBB-Betriebe, die aus Landesmitteln finanziert werden, wie Kiebitz-Zeitfensterflächen auf bewirtschafteten Ackerflächen oder ein kleinräumiger Schutz der Kiebitz-Nester.
Die Finanzierung des Projektes erfolgte über verschiedene Schienen. Die Projektarbeiten durch Mitarbeiter von BirdLife Österreich sowie die Erhebungen durch eine Praktikantin wurden über ein Naturpark-Projekt (LE 2014 bis 2020) abgerechnet. Die Vertragsnaturschutz-Fördermaßnahmen liefen über ÖPUL- resp. Landesmittel.
Das Kiebitz-Projekt im Naturpark Obst-Hügel-Land hat in den vergangenen Jahre Schutzerfolge gebracht. Besonders durch die einjährige Maßnahme „Kiebitz-Zeitflächenfenster auf bewirtschaftetem Acker“ konnte der Bruterfolg der Kiebitze deutlich erhöht werden. Die Maßnahme „Nester-Ausstecken“ hat den Schlupferfolg aus Erstgelegen erhöht und wesentlich zur Akzeptanzsteigerung des Projektes beigetragen. Dagegen wurden die angebotenen, mehrjährigen ÖPUL-Maßnahmen von den Landwirten nicht angenommen. Nach Rückmeldungen vieler, im Projektgebiet relativ intensiv wirtschaftender Landwirte, sind sie ökonomisch wenig attraktiv und durch die längere Bindungszeit auch schwer dauerhaft mit den Betriebsabläufen in Einklang zu bringen.
Aus Sicht von BirdLife handelt es sich hier um ein Pilotprojekt, in dem nicht nur erste, praktische Kiebitz-Schutzerfolge in Ackergebieten in Oberösterreich gelungen sind, sondern das bei positiver Weiterentwicklung mittelfristig auch wertvolle Beiträge liefern kann, zur Frage: wie können die vergleichsweise sehr großen Kiebitz-Kolonien der Ackergebiete des nördlichen Alpenvorlandes langfristig vor dem sich in Mitteleuropa abzeichnenden Niedergang bewahrt werden?
Am 16. Okt. 2019 fand in Linz ein Workshop statt, der sich den Schutzmaßnahmen des Kiebitzes widmete. Dabei wurde kokrete Vorschläge ausgearbeitet, wie dieser Vogel in Ackergebieten und Grünlandgebieten.geschützt werden kann. Das Ergebnisprotokoll dieser Veranstaltung finden Sie hier.
Naturpark Obst-Hügel-Land
E-Mail: info(at)obsthuegelland(.)at
Hans Uhl (BirdLife Österreich)
E-Mail: hans.uhl(at)birdlife(.)at
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