Erhebung der Weberbartl-Apfelbäume in St. Marienkirchen/P.

Der Weberbartl-Apfel ist eine Besonderheit für die Gemeinde St. Marienkirchen. Als einer der besten Mostäpfel mit reicher Geschichte soll dieser Apfel auch in Zukunft Samarein prägen.

Der Weberbartl-Apfel als "Alleinstellungsmerkmal" für die Naturparkgemeinde St. Marienkirchen/P.

Der Weberbartl-Apfel wurde als „Alleinstellungsmerkmal“ für die Naturparkgemeinde St. Marienkirchen definiert. Bald kam die berechtigte Frage auf: „Wie viele Weberbartl-Bäume gibt es überhaupt noch in Samarein?“ Die Einschätzungen dazu waren eher skeptisch, etwa „höchstens 100“, „früher waren es wesentlich mehr“ oder „die meisten werden in kommenden Jahren entfernt“.

Kartierung der bestehenden Bäume

Wenn der Weberbartl-Apfel auch in Zukunft für St. Marienkirchen eine Rolle spielen soll, gilt es, einerseits bestehende Bäume zu erhalten und andererseits junge Bäume nachzupflanzen. Zunächst war es wichtig, einen Überblick über den aktuellen Bestand zu erhalten. Deshalb startete der Naturparkverein in Zusammenarbeit mit dem Obstbauverein St. Marienkirchen eine Bestandserhebung der Weberbartl-Apfelbäume. Roman Nachbaur, Lukas Scharinger und Rainer Silber erfassten in den Jahren 2017 und 2018 insgesamt 284 Bäume von 58 Baumbesitzern. Bei den Begehungen wurden folgende Daten erhoben: Standort (per GPS), Alter, Kronen- und Stammdurchmesser, Pflegezustand des Baumes, Nutzung der Äpfel, Pflege der Wiese, Besitzer. Die Bäume wurden fotografiert und auch beschrieben. Eine flächendeckende Erhebung für das gesamte Gemeindegebiet war und ist aus zeitlichen Gründen nicht machbar, mit einer Erfassungsquote von geschätzten 80 % liefern die Ergebnisse aber wertvolle Informationen über den Zustand der Samareiner Weberbartl-Apfelbäume.

Endergebnisse

Die Anzahl der Bäume pro Besitzer reicht von einem bis 25 Weberbartl-Apfel-Bäume. Rund 70 % der Bäume befinden sich in einem durchschnittlichen Pflegezustand, gut 10 % werden regelmäßig geschnitten. Ca. ein Viertel der Bäume ist von Misteln befallen. Vergreiste und defacto abgestorbene Bäume sind mit 17 % in der Minderheit. Jedoch gaben rund 30 kontaktierte Grundeigentümer an, keine Weberbartl-Apfel-Bäume (mehr) zu haben bzw. seien diese Bäume in desolatem Zustand und würden in absehbarer Zeit entfernt. Von den erfassten Bäumen sind rund die Hälfte mittleren Alters (50 bis 80 Jahre), auch der Kronendurchmesser (46 % zwischen 7 und 10 m) und der Stammdurchmesser in 1 m Höhe (80 %: über 25 cm) weisen darauf hin. Jeder fünfte Baum ist hingegen über 80 Jahre. Der Anteil der jungen Bäume (unter 20 Jahre) ist mit 11 % relativ gering. Die Bewusstseinsbildung und die Obstbaumpflanzaktionen im Naturpark zeigen jedoch ihre Wirkung. 2017 war der Weberbartl-Apfel die am häufigsten bestellte Sorte! Bei knapp drei Viertel der Bäume wird das Obst vom Besitzer selbst geklaubt und verarbeitet, bei weiteren 16 % werden die Weberbartläpfel geklaubt und an Mostproduzenten weiterverkauft. Bei 11 % der Bäume bleibt das Obst ungenutzt liegen. Bei 82 % der Bäume wird der Unterwuchs gemäht und das Mähgut abtransportiert, bei 13 % wird zumindest gemulcht. Nur 3 % der Bäume werden gar nicht ausgemäht.

Vitalität der Bäume

Rund ein Viertel der Bäume konnte als „sehr vital“ (gute Erträge, gute Neutriebe, wenig Totholz oder Astbrüche, intakter Stamm, gesund) eingestuft werden. Rund zwei Drittel der Bäume fallen in die Kategorie „noch vital“ (unregelmäßige Erträge, abgestorbene Bereiche, Astbrüche, relativ gesunde Bäume, zum Teil hohler Stamm). Eine Minderheit von ca. 10 % der Bäume sind nicht mehr vital (kein Neutriebe, viel Totholz, vergreist, abgebrochene Äste, hohler Stamm etc.).

Schützen durch Nützen

Die Basis bei den Weberbartl-Apfelbäumen ist immer noch recht gut, obwohl der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückging. Die noch bestehenden Bäume sind relativ vital und werden entsprechend gepflegt. Entscheidend für die nachhaltige Erhaltung der Bäume ist die nutzenbringende Verwertung der Früchte, sei es durch den Besitzer selbst oder einen professionellen Obstverarbeiter. Neben gezielten Pflege- und Verjüngungsschnitten bei noch vitalen Bäumen wird also die Nutzung des Obstes oberste Priorität haben. Informationsaustausch (Wer braucht Weberbartl-Äpfel? Bei wem bleiben sie liegen?) sind ebenso denkbar wie organisierte „Erntekampagnen“, selbstverständlich in Absprache mit den Baumbesitzern.

Reiserschnittbäume

Von besonders vitalen Weberbartl-Apfelbäumen werden in Zukunft Edelreiser zur Weiterveredelung geschnitten. Deshalb wird eine Liste mit sogenannten „Reiserschnittbäumen“ erarbeitet. Privatpersonen können sich nach Erlaubnis der Baumbesitzer Reiser schneiden. Baumschulen sollen ebenfalls Zugang zu gesunden Edelreisern bekommen, jedoch müssen hier noch phytosanitäre Fragen geklärt werden.

Innovative Produkte

Das typische Produkt ist der traditionelle, kräftige Weberbartl-Apfelmost, den viele Samareiner Mostbauern nach herkömmlicher Art erzeugen. Es gibt aber auch den neuen Weberbartl-Apfelmost mit Restzucker (vom Mosthof Schauer), der sehr gut bei den Konsumenten ankommt. Der Weberbartl-Apfel lässt sich aber auch zu sehr feiner Marmelade verarbeiten (Fam. Reiter, Floimayrhof) oder als Likör veredeln (Kräuterfex Andreas Lehner).