Schartner Bombe

Geschichte eines besonderen Fruchtsaftes

 

Vom Heilbad ...

Die Geschichte des Schartner Wassers beginnt mit einer lustigen Begebenheit. 1905 erbohrte Herr Mayrzedt, der damalige Besitzer des Hintenausgutes in Leppersdorf, eine warme Quelle. Er leitete das Wasser nicht nur auf seine Hausmühle, die im Winter nie mehr einfror, sondern auch in die Badstube, die zugleich als Waschküche diente. Es zeigte sich bald, dass dieses warme Wasser Gelenksschmerzen linderte und bei Gicht und ähnlichen Beschwerden half. Eines Tages betraten die Hintenauser Wäschermädchen nach einem langen Arbeitstag noch einmal die  Badstube, um einiges zusammenzuräumen. Wie staunten sie, als sie einen nackten Frahamer Bauern vorfanden, der in einem Waschzuber genüsslich ein Bad nahm und die Heilkraft des warmen Wassers für sich nützte. Da ein solches Ereignis damals noch ein Skandal war, verbreitete sich die Geschichte rasch und die Heilkraft des Wassers wurde  bekannt. Dieser Bauer war sozusagen der erste Kurgast von „Löppersdorf“, wie man damals noch sagte.

Erst in den 1920er Jahren wurden die Aktivitäten, ein Heilbad zu gründen, wieder aufgenommen. Natürlich musste man zu diesem Zwecke neu und tiefer bohren. Eine Aktiengesellschaft mit dem Titel „Heilbad Scharten“ wurde ins Leben gerufen. Bergbaudirektor Krenn bekam die Schurfbewilligung.  Von Ende Juli bis Mitte Dezember 1924 stand in Löpperdorf ein riesiger Bohrturm. Die Leute kamen von weit und breit, schauten sich die Bohrung an und schlossen Wetten ab, ob das Wasser kommen würde und wann. Endlich erreichte man in 145 m Tiefe das 26 Grad warme Wasser, das anfangs mit großem Druck als artesischer Brunnen 10 m in die Höhe spritzte. Es flossen 10 bis 12 Liter in der Sekunde, also in der Stunde mehr als 4000 Liter. Krenn ließ bis auf 184 m bohren.

Man dachte in erster Linie an ein Heilbad. Gleichzeitig wurde sofort überlegt, das heilkräftige Wasser auch zum Trinken zu verwenden. Allerdings roch es ursprünglich nicht gut. Es enthielt ja Schwefel.

Wenn Scharten ein Kurort werden sollte, wurde der Bau eines Badehauses notwendig. 

Der gelbe Bau mit den Badenixen an den Ecken in der Form eines kleinen Vierkanthofes (vor Ihnen) ist das Badehaus, das 1926 mit einem Festakt eröffnet wurde (Jetzt im Besitz der Familie Lohnauer, Leppersdorf 18). Das Wasser wurde untersucht und stellte sich als jod-  und schwefelhältig heraus und heilsam bei Gicht, Rheuma und Beschwerden des Bewegungsapparates. Der Entwicklung Schartens zu einem berühmten Heilbad stand nichts mehr im Wege. Man überlegte ernsthaft, eine Abzweigung der Linzer Lokalbahn bis nach Scharten zu führen, um so das Heilbad besser erreichbar zu machen. Bald kamen viele  Kurgäste, wohlhabende Leute aus Linz, Wels und Eferding, die sich ein solches Bad ohne Krankenkassenzuschuss leisten konnten.

Leider wurde das Wasser allmählich weniger und kühler, auch der Druck ließ nach. So wurde der Badebetrieb immer unrentabler und die Erzeugung einer Limonade mit dem entschwefeltem Wasser und Fruchtgeschmack (Orange oder Zitrone) immer attraktiver.

 

... zur Schartner Bombe

Erstmals um das Jahr 1926 hatte Herr Otto Burger aus Linz im Hoftrakt des Elternhauses eine Getränkeproduktion etabliert. Er war der erste Hersteller der „Schartner Bombe“. Im Dezember 1927 wurde die „Schartner Bombe“ als geschützte Markenbezeichnung ins Handelsregister eingetragen. Die ersten Flaschen hatten tatsächlich die Form einer Bombe. Einige dieser gläsernen, graugrünlichen Bomben haben sich bis heute erhalten. Abgefüllt wurden sie im Presshaus des Schatzmeir-Hofes in Leppersdorf. Fünf ArbeiterInnen bedienten eine halbautomatische Anlage und befüllten 600 Flaschen in der Stunde.

Während des Krieges kaufte Herr Martin Bartenstein, der Besitzer der Welser Nährmittelwerke, die Rechte, den Herstellungsort, Gründe und Gebäude der Schartner Bombe und betrieb sie am Anfang mit Erfolg.

1956 wurde das Unternehmen an die Schartner-Fein-Ges.m.b.H. verkauft, die später den Betrieb nach Bad Hall (Mühlgrub) verlegte. Bis 1975 wurde das Schartner Wasser dorthin transportiert, anfangs noch in großen hölzernen Fässern. Ab 1975  wurde Bad Haller Wasser verwendet.

Im Jänner 95 erwarb „Frankenmarkter Mineralwasser“ (Fa. Starzinger) die Rechte  für die Erzeugung der „Schartner Bombe“, die nun schon lange kein Schartner Wasser mehr enthält.

Im Garten des Badehauses war ein Springbrunnen vorgesehen, wurde aber nie errichtet. Als Werbegag für die Schartner Bombe ließ die Fein Ges.m.b.H. sehr viel später via Fernsehen das gute Schartner Wasser aus einem Springbrunnen sprudeln, der in Wien zu diesem Zwecke angefertigt worden war, mit dem zum Trinken der guten Limonade animierenden Text: “Aus dem Garten  zu Scharten!“ Als die Reklame abgesetzt wurde, stellte  man den ausgedienten Wiener Werbespringbrunnen hier in der Nähe des ehemaligen Badehauses auf.

Beim Schartner Wasser handelt es sich vermutlich genau um jenes Wasser, das in Bad Schallerbach seine  heilende Wirkung  zeigt. Denn 2007 sprudelte in Steinholz, Gemeinde  Fraham (nahe der Gemeindegrenze zu Scharten) bei einer Bohrung wegen einer Erdwärmepumpe  plötzlich 25 bis 39 Grad warmes, unangenehm riechendes Wasser mit beachtlichem Druck aus dem Bohrloch.

Text: Dr. Emma Mayrhofer, Scharten