Initiiert von Gerlinde Haider und vom Naturpark-Team, nahmen fünf Bio-Produzenten und Magdalena Barth (Obfrau von Bio Austria Oberösterreich) bei der Veranstaltung am 20. November teil.
Im Fokus standen die Herausforderungen der Bio-Landwirtschaft, wie gegenwärtige Marktbedingungen oder der Zertifizierungsaufwand. Erfolgsbeispiele wie der Biohof Achleitner verdeutlichten die Entwicklungen in der Branche. Die Landwirte betonten die Wichtigkeit von Aufklärungsarbeit und forderten bessere Unterstützung seitens der Politik und Gesellschaft. Der Abend endete mit einer Verkostung der regionalen Bio-Produkte.
Zu Gast waren:
- Magdalena Barth, Obfrau von Bio Austria Oberösterreich
- Ilse und Günter Achleitner (Biohof Achleitner in Eferding)
- Sandra und Hannes Wachholbinger vom Biohof Biramair aus St. Marienkirchen/P. (u.a. Bio-Getreide)
- Franz Haslehner aus St. Agatha (Bio-Ziegenmilch)
- Kräutermanufaktur Sallmannsberg aus Prambachkirchen (Gewürzkräuter, Essig, Konfitüren, Kräutersalz, -tee und -sirup)
- Ölmühle Raab aus Eferding (Öle, Essige, Mehle und Pflegeprodukte)
Herzlichen Dank allen interessierten Besuchern, den innovativen Biobäuerinnen und Biobauern und dem Team von BIO Austria Oberösterreich für den gelungenen Bio-Abend im Naturpark Obst-Hügel-Land!
Bio aus der Region - Nachbericht des Themen- und Infoabends
Gerlinde Haider liegt die biologische Landwirtschaft am Herzen und ihre Idee, die Bio-Landwirte der Region vor den Vorhang zu holen und ihnen die Gelegenheit zu bieten, ihren Betrieb und ihre Philosophie vorzustellen, fand beim Naturpark-Team großen Anklang.
Eingeleitet wurde der Bio-Themenabend mit einem Filmbeitrag über den Biohof Achleitner. Ilse und Günther Achleitner werden zu Recht als „Bio-Pioniere“ in Österreich bezeichnet. Seit 1990 bewirtschaften sie ihren Bauernhof im Eferdinger Becken biologisch. Sie freuen sich darüber, dass die Talente in der Familie gut verteilt sind und die nächste Generation in diese Richtung weitermacht. Ihre Begeisterung am Bio-Landbau geben sie gerne an andere Landwirte weiter und bestärken und unterstützen sie bei ihrem Umstieg auf biologische Bewirtschaftung. Sie betonen aber auch, dass man nicht alles selber machen muss und dass bei der Übergabe des Hofes bzw. Betriebes externe Berater von Vorteil sind.
Magdalena Barth fasst zusammen, dass die Stimmung bei den Bio-Betrieben schon einmal besser war und viele Betriebe unzufrieden mit den Rahmenbedingungen und der Marktsituation sind. Das führt nicht selten zu Überforderung und v.a. bei Nebenerwerbslandwirten ist die Fortführung durch die nächste Generation oft schwierig. Bio Austria bietet Beratung und Hilfe bei der Bio-Kontrolle an und betreibt gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Sie versteht sich als agrarpolitische Interessensvertretung.
Sehr interessant war es für die Besucher zu erfahren, wie Ein- bzw. Umstieg als Bio-Betrieb erfolgt ist und welche Veränderungen sich im Laufe der Zeit ergeben haben. Erkentraud Leisch von der Kräutermanufaktur Sallmannsberg berichtete von den Anfängen und mit welchen Herausforderungen die Familie als Quereinsteiger konfrontiert war. Anfangs wurde Vertragsanbau von großteils zwei Sorten betrieben, nach einem wetterbedingten Ernteausfall hat man sich breiter aufgestellt und mittlerweile werden 40 verschiedene Kräuter angebaut und die Essigproduktion hat sich als zweites Standbein etabliert.
Thomas Raab von der Ölmühle Raab ist ausgebildeter Landwirt, hat Chemie studiert und den Betrieb erst später auf bio umgestellt. Er setzt auf Selbstvermarktung und verarbeitet 19 verschiedene am Betrieb Mit den eigenen Produkten ist man unabhängiger und weniger dem Preisdruck des Lebensmittelhandels ausgeliefert. Beide Betriebe haben in letzter Zeit einen Online-Shop eingerichtet, um auch Kunden zu erreichen, denen ein Einkauf im Betrieb bzw. Hofladen nicht möglich ist.
In der Tierhaltung sind die Herausforderungen ebenfalls groß. Franz Haslehner führt einen Bio-Milchziegenbetrieb und bietet Frischmilch und Ziegenkäse an. Er gab an, dass die Zertifizierung sehr aufwändig ist, da für jedes Bio-Siegel vom Bio-Kontrolleur eigene Formulare ausgefüllt werden müssen.
Johannes Wachholbinger vom Biohof Biramair fährt mit seinen Produkten (verschiedene Bio-Getreidesorten und daraus verarbeitete Produkte wie Mehl, Grieß, Flocken und Reis) gerne auf Märkte, um so in Kontakt mit den Konsumenten zu treten. Wenn die Kunden ein Produkt verkosten und sich von dessen Qualität überzeugen können und man sie über die aufwändigere Produktionsweise, die häufig auch mit einem geringeren Ertrag als bei konventioneller Landwirtschaft einhergeht, aufklärt, dann sind sie in der Regel bereit, dafür auch einen höheren Preis dafür zu bezahlen.
Sehr rege diskutierten die Bio-Landwirte mit den Besuchern und beantworteten Fragen aus dem Publikum. Aus Sicht der Bio-Betriebe besteht noch deutliches Verbesserungspotential bei staatlichen Einrichtungen. In den Gemeinschaftsküchen sind die Tagsätze für die Verpflegung sehr niedrig, deswegen wird beim Einkauf der Lebensmittel in erster Linie auf den Preis geachtet. Bio-Lebensmittel finden kaum Verwendung. Negativ gesehen wird darüber hinaus, dass die Standards für importierte und verarbeitete Lebensmittel unzureichend sind. So ist beispielsweise die Käfighaltung von Legehennen in Österreich verboten, Eier aus Käfighaltung dürfen aber weiterhin importiert werden. Kritisiert wurde auch, dass Bio in der Gastronomie nicht kontrolliert wird.
Gefordert ist aber nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft. Dazu ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Angefangen bei der Bildung –in den Schulen sollte stärker über die Produktion und Herkunft unserer Lebensmittel informiert werden. Mit den Leuten reden, auf sie zugehen, nicht schimpfen, sondern erklären – das wird von vielen Bio-Betrieben praktiziert.
Alle Bio-Landwirte, die an diesem Abend vertreten waren, sind sich einig, dass sie natürliche, gesunde Lebensmittel in höchster Qualität erzeugen möchten, die auch gut vertragen werden. Und davon konnten sich die Besucher:innen bei der anschließenden Produktverkostung ausgiebig überzeugen.