Deutlich mehr Kiebitz-Nachwuchs im Naturpark Obst-Hügel-Land

Die gemeinsamen Schutzmaßnahmen von BirdLife Österreich und Naturpark Obst-Hügel-Land waren sehr erfolgreich.

Kiebitz-Weibchen (Foto: Josef Limberger)

Kiebitz-Kücken (Foto: Hans Uhl)

Kiebitz-Gelege (Foto: Hans Uhl)

Brütendes Kiebitz-Männchen (Foto: Hans Uhl)

Kiebitz-Kücken(Foto: Josef Limberger)

Trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse während der Brutzeit gibt es heuer im Naturpark Obst-Hügel-Land deutlich mehr Nachwuchs des bedrohten Kiebitz. Mindestens 16 junge Kiebitze überlebten bis zum Flügge werden, wie die Forschungsergebnisse von BirdLife Österreich zeigen. Der beste Bruterfolg wurde dort erzielt, wo Landwirte ihre Maisaussaat um mehrere Wochen verzögert haben. Das zweijährige Pilotprojekt zeigt, wie Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam neue, erfolgreiche und effiziente Kooperationen für vor dem Aussterben bedrohte Feldvögel eingehen.

„Der bodenbrütende Kiebitz klettert bedauerlicherweise in den europäischen Roten Listen stetig nach oben“, erklärt Hans Uhl, Projektleiter von BirdLife Österreich: „Der Bestand ist in Europa um mehr als die Hälfte, in Österreich allein seit 1998 um über 30 Prozent eingebrochen.“ Kiebitze verlieren durch die hohe Intensität der flächendeckenden Acker- und Wiesenbewirtschaftung kontinuierlich ihre Gelege. Gibt es über mehrere Jahre zu wenig Nachwuchs, schrumpft die Population, leider oft bis zum regionalen Aussterben dieser attraktiven Vogelart. Daher entwickelten BirdLife Österreich und der Naturpark Obst-Hügel-Land gemeinsam mit Landwirten der Region Schutzmaßnahmen für den Kiebitz. „Neben dem langfristigen Schutz der Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn, war uns wichtig, dass unsere erarbeiteten Maßnahmen für die Landwirtschaft praxistauglich sind!“, betont Rainer Silber, GF Naturpark Obst-Hügel-Land. Unterstützt wird dieses Projekt von der Abteilung Naturschutz des Landes OÖ sowie der Europäischen Union.

„Es ist erfreulich zu sehen, dass die Maßnahmen des Naturschutzes Wirkung zeigen. Durch aktives Zugehen auf unsere Landwirte und durch Vertragsnaturschutz ist es uns möglich, zielgerichtet Schutzmaßnahmen zu treffen und so unsere heimische Fauna zu schützen und zu stärken. Wir haben es durch intensive Verhandlungen und persönliche Kontakte geschafft, das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Natur- und Artenschutzes zu verstärken und sind damit auf einem guten Weg, den wir auch weiter mit Augenmaß und Hausverstand gehen werden“, freut sich Naturschutzreferent LH-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner.

Schutzmaßnahmen der Landwirte

Zwei Ansätze wurden im Rahmen dieses zweijährigen Pilotprojektes realisiert: Landwirte verzögerten die Maisaussaat um mehrere Wochen bis nach dem 10. Mai. Dadurch schützten sie die Erstgelege der Kiebitze im Monat April. Ohne diese Maßnahme gehen erfahrungsgemäß bis zu 100% dieser ersten Nester verloren. Zusätzlich orteten und kennzeichneten BirdLife-Mitarbeiter ungeschlüpfte Gelege noch vor der maschinellen Bewirtschaftung. „Bisher haben sich sieben landwirtschaftliche Betriebe an diesen Schutzmaßnahmen beteiligt,“ erzählt Uhl: „Mit Teilerfolgen, die absolut vielversprechend sind!“ Eine finanzielle Abgeltung möglicher Ertragsverluste aufgrund der verspäteten Maissaat ist ebenso wesentlicher Baustein des Projektes. Das Land Oberösterreich übernimmt, sofern keine ÖPUL-Förderungen zur Anwendung kommen, diese einjährigen Entschädigungszahlungen an die Landwirte.

Details zur Brutsaison 2017

Dieses Jahr brüteten zwischen 20 und 26 Kiebitz-Paare im zwei Quadratkilometer großen Projektgebiet bei St. Marienkirchen/Polsenz und Scharten. Wetterkapriolen setzten den Vögeln enorm zu. Uhl: „Zuerst verursachte der ungewöhnlich starke Kälteeinbruch zu Ostern zahlreiche Gelegeverluste. Danach hatten viele junge Kiebitze mit der großen Trockenheit im Juni zu kämpfen. Diese führte in den Mais- und Sojaäckern zu einem enormen Rückgang der Nahrungstiere wie Insekten und Regenwürmer. So dürften einige junge Kiebitze verhungert sein.“

Detailergebnisse

Trotz ungünstiger Wetterbedingungen im heurigen Frühjahr ist es mithilfe der Schutzmaßnahmen gelungen, den Bruterfolg der Kiebitze zu heben. „In einem Vertragsacker mit verzögerter Maisaussaat bei der Ortschaft Leppersdorf haben mindestens sechs Jungkiebitze überlebt, während auf den Feldern ringsum alle Nester verloren gingen!“, berichtet Hans Uhl und bekräftigt: „11 der 16 Jungkiebitze entstammen den Schutzmaßnahmen, ohne die der heurige Bruterfolg erschreckend gering gewesen wäre.“ Am effektivsten wirkt die Schutzmaßnahme der verzögerten Maisausaat, wie auch 18 flügge Kiebitze auf einem Vertragsacker im Vorjahr bewiesen haben. Diese Zwischenergebnisse decken sich mit Forschungsergebnissen zum Kiebitz in Vorarlberg. Ein bundesweites Ausdehnen des Schutzprojektes, vor allem für die großen Kiebitz-Kolonien in Ackergebieten, wäre wünschenswert.

Hintergründe zum Projekt: kiebitz-schutzprojekt