Den Kiebitzen kann geholfen werden! Positive Bilanz der Brutsaison 2021

In den letzten 20 Jahren halbierte sich die Anzahl der Kiebitze in Österreich.

Diesem besorgniserregenden Trend kann mit entsprechenden Schutzmaßnahmen entgegengewirkt werden. 28 Kiebitz-Jungvögel auf den diesjährigen Projektflächen zeigen, dass moderne Landwirtschaft und Vogelschutz auch erfolgreich einhergehen können. Im sechsten Jahr der Schutzmaßnahmen für den stark bedrohten Kiebitz können die Projektpartner Naturpark Obst-Hügel-Land und BirdLife Österreich nach der Brutsaison 2021 eine positive Bilanz ziehen. Auf den zwei km² großen Feldern des Projektgebietes wurden seit 2016 123 junge Kiebitze flügge. Die Brutsaison 2021 zählte mit 28 Jung-Kiebitzen zu den bislang erfolgreichsten.

Problem Intensivlandwirtschaft

„Weil der Kiebitz bevorzugt auf intensiv bewirtschafteten Äckern ab März seine Eier ablegt und brütet, gerät er seit Jahrzehnten in die Mühlen der modernen Technik der Feldbewirtschaftung“, weiß Hans Uhl, Projektleiter der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. „Die Erstgelege des Bodenbrüters werden zumeist zu 100% durch die häufige maschinelle Bewirtschaftung im April vernichtet. Küken aus den darauffolgenden Ersatzgelegen treffen im Mai in den meisten Kulturen auf zu hohe und dichte Feldvegetation, in der eine effiziente Nahrungsaufnahme für diese am Boden laufenden Vögel kaum möglich ist.“ Seit 1998 gingen die österreichweiten Bestände des Kiebitzes daher um alarmierende 54 Prozent (Brutvogelmonitoring von BirdLife Österreich) auf nur noch rund 4.250 Brutpaare zurück.

Lösungsansätze

Um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken und zu zeigen, wie Kiebitz-Schutz auch angesichts moderner Feldbewirtschaftungstechniken funktionieren kann, entwickeln der Naturpark Obst-Hügel-Land und BirdLife Österreich gemeinsam mit interessierten Landwirten seit 2016 effiziente Maßnahmen: Einerseits schützt eine verzögerte Aussaat von Mais und Soja die Erstgelege der Kiebitze, andererseits markieren Ornithologen die späteren Ersatzgelege, damit die Landwirte diese bei der Feldbewirtschaftung schonen können.

Erfolgsbeispiel Gemeinde Scharten

Der Betrieb Neubacher in Leppersdorf bebaute zum Schutz „seiner“ Kiebitz-Brutkolonie das fünf Hektar große Maisfeld statt wie üblich Mitte April erst Anfang Juni. „Mit Erfolg!“, berichtet der Projektleiter: „Die acht lokalen Kiebitz-Paare konnten ihre Gelege erfolgreich bebrüten und bis zu 13 Kiebitz-Küken wurden flügge, noch bevor die Frühjahrsbewirtschaftung startete - der zweithöchste lokale Bruterfolg seit 2016!“ Die Landesnaturschutzbehörde entschädigt den Landwirt für seinen dadurch entstandenen Ertragsverlust.

Resümee

„Erfolgreicher Kiebitz-Schutz ist auch bei einer modernen Landwirtschaft machbar!“ freut sich Uhl, „Voraussetzung ist jedoch ein praxistaugliches, landwirtschaftliches Förderangebot, das möglichst flexibel einsetzbar ist und die realen Ertragsverluste der Landwirte für Schutzmaßnahmen entschädigt. Darauf wäre in der kommenden landwirtschaftlichen Förderperiode unbedingt Rücksicht zu nehmen! Sollten praxisnahe Maßnahmen - wie hier im Naturpark Obst-Hügel-Land gezeigt - künftig nicht flächendeckend förderbar sein, wird es mit unseren heimischen Feldvögeln Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn weiter dramatisch bergab gehen!“, warnt Hans Uhl von BirdLife Österreich.

Der Obmann des Naturpark-Vereins, Heinz Steiner, freut sich, dass die Maßnahmen zum Schutz der Kiebitzbestände in den Projektjahren 2016 bis 2021 den erhofften Erfolg gebracht haben und hofft, dass man den Kiebitz im Naturpark Obst-Hügel-Land weiterhin mit seinem unverkennbaren "Kiwit" hören und seinen unvergleichlichen akrobatischen Flugeinlagen sehen kann. Er bedankt sich bei den mitwirkenden Landwirten und bittet gleichzeitig, die Schutzmaßnahmen auch in den nächsten Jahren durchzuführen. "Der Naturpark wird gemeinsam mit BirdLife Österreich alles daran setzen, dass das Förderprogramm für unsere Kiebitze weiter geführt wird, um den bisherigen Erfolg fortzuführen bzw. zu erweitern", verspricht er.

Hintergründe zum Projekt: Kiebitz-Schutzprojekt