Naturkalender Naturparke Oberösterreich

Die drei oberösterreichischen Naturparke stellten in einem gemeinsamen Projekt die Themen "Biodiversität & Naturschutz" in der Zusammenarbeit mit den Naturparkschulen in den Fokus ihrer Arbeit. Dabei waren vor allem gemeinsame Aktivitäten von besonderer Bedeutung, welche die Themen Biodiversität und Klimawandel über längere Zeiträume spannend in den Schulen verwurzeln.

Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war das Aufschreiben der Abfolge unserer Naturerscheinungen im Jahreslauf wie Blattaustrieb, Blüte, Fruchtreife, Rückkehr der Schwalben oder von landwirtschaftlichen Nutzungszeitpunkten in den Schulen weit verbreitet. Zum Glück erfährt das Begleiten und Aufschreiben der Naturentwicklung durch die spürbare Klimaerwärmung der letzten Jahre zunehmend eine Renaissance und wird auch in der Biodiversitäts- und Klimaforschung immer wichtiger. Die sog. Phänologie untersucht dabei Zusammenhänge zwischen dem saisonalen Zyklus von Pflanzen und Tieren und der Witterung bzw. dem Klima. Pflanzen wirken dabei als sehr empfindliche Messinstrumente der bodennahen Atmosphäre und reagieren mit zunehmend früherer Blüte oder Fruchtreife unmittelbar auf die „ver-rückte“ Temperaturentwicklung der letzten Jahre. Auf www.naturkalender-oberoesterreich.at kann man mehr über dieses Projekt erfahren!

Projektziele: 

  1. Oberösterreichische Naturparkschulen als Forschungsstationen für Klimawandel, Biodiversität und Phänologie etablieren
    Im Rahmen des Projektes sollte die früher an den Schulen durchgeführte Naturbeobachtung zu neuem Leben erweckt werden. Die SchülerInnen von 15 oberösterreichischen Naturparkschulen wurden dazu altersgemäß als Klimabiodiversitäts‐ und HeckenspezialistInnen ihres Naturparks ausgebildet. Mit ihren Beobachtungen von Blattaustrieb, Blüte oder Fruchtreife an eigens am Gelände gepflanzten „10 Jahreszeiten‐Schulhecken“, konnten sie so wichtige Beiträge zum besseren Verständnis der Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die biologische Vielfalt Oberösterreichs liefern.
  2. Interesse und Bewusstsein für Naturbeobachtung und Wettergeschehen bei Erwachsenen wecken
    Mittels innovativer Beobachtungstools, wie einer eigenen Smartphone-App und den phänomenalen Naturkalender-Drehscheiben sollte auch die erwachsene Naturparkbevölkerung für die vergleichende Naturbeobachtung begeistert werden. Die so gesammelten Daten können für Oberösterreich, aber auch für weltweite Forschungsprojekte nutzbar gemacht werden. Schließlich lassen sich diese Naturbeobachtungsaktivitäten, sowie die daraus resultierenden Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Klimaveränderung und Biodiversität, nachhaltig in die Arbeiten der Naturparks integrieren und können so zu regelmäßigen Vermittlungsinhalten werden.
  3. Erfassung von Wetterdaten in den oberösterreichischen Naturparken
    Im Zuge des Projektes wurden auch profunde Wetterdaten (Temperatur, Luftfeuchte, Niederschlag, Wind, UV-Wert usw.) in den oberösterreichischen Naturparken erhoben, um diese mit den phänologischen Beobachtungsdaten der SchülerInnen und der Bevölkerung zu vergleichen. Ein Wetterarchiv und dazugehörende Bilder einer Webcam liefern sowohl den Naturpark-Bewohnern (v.a. Bewirtschafter) als auch Besuchern informative Daten.

Projektmaßnahmen:

Die SchülerInnen erlernten durch die Teilnahme am Projekt gewissenhaftes naturkundliches Beobachten und Dokumentieren phänologischer Phasen bei Gehölzen. Damit wurde die alte Tradition der Aufzeichnung von Naturbeobachtungen wie sie bis in die 1970er Jahre gängig war, neu belebt und sinnvoll in die heutige Naturschutzarbeit integriert. Die Kinder erkennen durch das Beobachten der Gehölzentwicklung und der Witterung mit Hilfe aufbereiteter Unterlagen Zusammenhänge zwischen Temperatur, Niederschlag und Naturentwicklung und lernen alles über die naturschutzfachliche Bedeutung von Hecken, Sträuchern und Bäumen als wichtige Strukturelemente in den Naturparklandschaften und als unersetzliche Ressourcen für hunderte Tierarten Oberösterreichs.

  1. Pflanzung von 10-Jahreszeiten-Schulhecken
    An 15 oberösterreichische Naturpark-Schulen wurde je eine „10-Jahreszeiten‐Hecke“ geliefert, die aus 12 Gehölzarten besteht und von den Kindern und Jugendlichen nach einer beiliegenden Anleitung am Schulgelände gepflanzt wurde. Damit wurden die Beobachtungsobjekte in Form der heimischen Gehölze direkt am Schulgelände verwurzelt und die phänologische Entwicklung kann jederzeit und ohne viel Aufwand im Rahmen des Schulalltages beobachtet werden.
  2. Gestaltung und Druck von Bildungsmaterialien
    Alle teilnehmenden Schulen erhielten fachlich und didaktisch ausgereifte Materialien, mit denen sie ihre phänologischen Beobachtungen fundiert durchführen und wichtige biodiversitätsrelevante Kenntnisse erwerben konnten. Die Bildungsmaterialien umfassten eine digitale Projektmappe, Informationsschilder (Gehölzarten), die bei allen Heckenpflanzen situiert wurden, pro Schule eine Outdoor-Projekttafel, Projektplakate für die Aula, einen Klassenwandkalender, einen kleinen Forscherausweis und Naturkalender-Drehscheiben.
  3. Fachliche Betreuung der Schulen und Trainings von NaturvermittlerInnen
    Die betreuenden Lehrkräfte und NaturvermittlerInnen wurden fachlich und beobachtungsmethodisch im Zuge von 6 Workshops hinsichtlich Pflanzung der Hecken und Bildungsmaterialien sowie der Beobachtungsmethodik und Nutzung der Ergebnisse im Rahmen des Unterrichtes und bei Geländeexkursionen ausgebildet und extern begleitet.
  4. Entwicklung einer phänologischen Naturbeobachtungs-App und einer Internetseite
    Aufbauend auf der phänologischen Smartphone-App der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die im Projekt „NaturVerrückt“ erstellt wurde, wurde eine oberösterreichische Naturbeobachtungs-App für die Naturparke bereitgestellt. Mit der neuen App beobachten SchülerInnen, Gäste und NaturparkbewohnerInnen die Aktivitäten der wichtigsten Tierarten der Naturparke sowie Blattaustrieb, Blüte oder Fruchtreife von wilden und kultivierten Pflanzen. Hier geht's zur App und zur Internetseite!
  5. Installation von drei Wetter-Mess- und Beobachtungsstationen in den oberösterreichischen Naturparken
    In den Naturparkgemeinden Scharten, Rechberg und Weyregg am Attersee wurden Wetter-Mess-Stationen installiert.
  6. Herausgabe einer Klimawandelbroschüre "Früher war alles später"
    Über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen in den oö. Naturparken informiert die 2020 erschienene Broschüre.
  7. Öffentlichkeitsarbeit und Ergebnisaufbereitung
    Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit und die Aufbereitung der Ergebnisse für die interessierte Bevölkerung war ein zentraler Teil des Projektes.

 

Eine umfangreiche Projektbeschreibung finden Sie auf der Website www.zukunftsraumland.at/projekte/3032

Weitere Informationen zum Projekt "Naturkalender":

Radiobeiträge „Vom Leben der Natur / Blühzeitpunkt und Fruchtreife als Klimaindikatoren“ (Ö1, Klaus Wanninger, Mai 2021):

 

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