Streuobstwiesen - Lebensraum aus Menschenhand

Prachtvoll blühende Obstbäume, aus deren mächtigen Kronen das Summen der Bienen und munteres Vogelgezwitscher klingt, bunte Blumenwiesen und saftig-süße Früchte – Streuobstwiesen sind einfach paradiesisch.

Seit Jahrhunderten gehören Streuobstwiesen und Obstbaumalleen als traditionelle Form des Obstanbaus zum typischen Bild unserer bäuerlichen Kulturlandschaft. Als breiter Grüngürtel umgeben sie Bauernhöfe und Ortschaften, in der Feldflur sowie entlang von Wegen und Straßen gliedern und verschönern sie die Landschaft.

Was sind Streuobstwiesen?

Auf Streuobstwiesen stehen großkronige Obstbäume unterschiedlichen Alters und Größe locker und oft wie zufällig verstreut. Bunt gemischt gedeihen hier Apfel- und Birnbäume neben Kirschen-, Zwetschken-, Walnuss-, Quitten- und Mispelbäumen, jeweils in regionaltypischen Sorten.

Hot Spot der Biologischen Vielfalt

Mit mehr als 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, die hier eine Heimat finden können, zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Vor allem das reiche Nahrungsangebot (Blüten, Blätter, Gräser, Kräuter oder Früchte) lockt die verschiedensten Tiere wie Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten in die Streuobstwiese. Das üppige Vorkommen von Kleinlebewesen ist Lebensgrundlage für viele Vogelarten wie Grünspecht, Star und Wendehals. Auch Hermelin, Igel, Feldhase und andere Säugetiere sind hier zu Hause. Die Baumhöhlen alter Obstbäume sind Brutplatz für Steinkauz, Gartenrotschwanz und Wiedehopf - wenn sie nicht schon von Hornissen, der Bechstein-Fledermaus oder dem Siebenschläfer besetzt sind.

Welche Funktion erfüllen Streuobstwiesen?

Neben der ökologischen Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, erfüllen Streuobstwiesen weitere wichtige Aufgaben:

  • Streuobstwiesen gliedern die Kulturlandschaft, prägen und verschönern das Landschaftsbild und machen es zu einem Ort der Ruhe und Erholung.
  • Sie bremsen den Wind und wirken ausgleichend auf das Klima. Ihre Wurzeln verhindern die Bodenerosion und sind nützlich bei Feldern in Hanglage.
  • Der Unterwuchs vermindert die Auswaschung von Nährstoffen in tiefere Bodenschichten und damit helfen sie beim Grundwasserschutz.
  • Durch die Vielfalt an Obstsorten, sind sie Informationsträger für die Nutzpflanzenzucht (in Österreich gibt es etwa 400 bis 500 Apfelsorten und mehr als 100 Birnensorten)
  • Sie liefern gesundes, vitaminreiches Obst für den Menschen und Futter für Haustiere. Außerdem kann man aus geerntetem Obst geschmackvolle Produkte herstellen.  

Wie werden Streuobstwiesen genutzt?

Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen ist durch den hohen Aufwand bei Pflege und Ernte oft sehr zeit- und arbeitsintensiv. Es muss zuerst darauf geachtet werden, dass die Bäume beim Mähen der Wiese keinen Schaden nehmen. Dazu kommt, dass die oft steilen Hänge oder der unregelmäßige Bewuchs den Einsatz moderner Erntemaschinen erschweren. Obwohl es durch den Einsatz von Obstsammelmaschinen leichter geworden ist, muss das meiste Obst händisch geklaubt werden. 
Aber die Mühe lohnt sich alle Mal! Das geerntete und gesammelte Obst kann auf vielfältige Weise genützt werden: als Tafelobst, zur Herstellung von Saft, Most und Schnaps, Marmelade, Mus oder Kompott, als auch Dörrobst.   

Warum sind Streuobstwiesen gefährdet?

Durch geänderte Anbaumethoden, vor allem aber durch Billigimporte von Obst für die Fruchtsafterzeugung aus dem Ausland sowie durch die hohe Arbeitsintensität im Streuobstwiesenanbau ist dieser Lebensraum bei uns heute stark gefährdet. Viele Obstbäume mussten dem Siedlungsdruck oder Verkehrswegen weichen. Ebenso gilt der Umbruch in Ackerland oder der Übergang zur Intensivwiesennutzung als Grund für den Rückgang dieser Landschaftsform. Zwischen 1965 und 2000 gingen die Streuobstflächen in Mitteleuropa schätzungsweise um 70% zurück! In den letzten Jahren konnte der Rückgang durch Fördermaßnahmen verringert werden.  

Wie kann ich Streuobstwiesen schützen und erhalten?

Jeder kann persönlich zur Erhaltung des „Lebensraums Streuobstwiese“ einen Teil beitragen:

  • Alte, höhlenreiche Obstbäume erhalten
  • Dürre Äste sowie Alt- und Totholz an Bäumen belassen
  • Streuobstwiesen neu anlegen
  • Regionaltypisch Obstbaumsorten pflanzen
  • Regionale Streuobst-Produkte kaufen  

Naturerlebnisangebot “Expedition Streuobstwiese”

Der Naturpark Obst-Hügel-Land bietet speziell für Kinder und Schulgruppen ein Naturerlebnisprogramm an, um ihnen den ökologischen Wert der Streuobstwiese näher zu bringen. Nähere Informationen finden Sie hier.

Weiterführende Links: 

Streuobst in Österreich Erhalten durch Pflege und Nutzen
https://www.argestreuobst.at/

https://www.nabu.de/